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Frachtschiffreisen – Gut zu wissen
Frachtschiffreisen – Gut zu wissen
Frachtschiffreisen sind ein aussergewöhnliches Erlebnis – in keiner Art und Weise mit einer Kreuzfahrt zu vergleichen. Mit den nachfolgenden Punkten machen wir Sie auf einige Besonderheiten aufmerksam. Bevor Sie sich endgültig für solch eine Reise entscheiden, ist es uns wichtig, Sie gut zu informieren, was erwartet.
Zeitliche Flexibilität
Auf Frachtschiffen ist die Fracht König – nicht der Passagier. Dies führt öfters dazu, dass die Fahrpläne und die Routen – je nach Ladeaufkommen – kurzfristig ändern oder eine Reise – vereinzelt auch ganz kurzfristig – annulliert wird. Nur wer zeitlich relativ ungebunden ist, kann eine Frachtschiffreise unternehmen. Abfahrts- und Ankunftsdatum werden bei Frachtschiffreisen nie garantiert und können sich – bedingt z.B. durch schlechtes Wetter oder verspätetes Eintreffen von Fracht – noch während der Reise verschieben. Das Schiff kann z.B. plötzlich drei Tage früher fahren oder aber drei Tage Verspätung haben. Solche Verschiebungen sind normal und müssen bei der Reiseplanung berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere für die Planung von Anschlussprogrammen an die Frachtschiffreise (Planung der An- und Abreise, Hotelreservationen, etc.).
Wir empfehlen Ihnen, die Anreise frühestens eine Woche vor der geplanten Einschiffung in Absprache mit uns zu buchen. Sofern Sie nach der Ausschiffung am Ende der Reise möglichst schnell wieder in die Schweiz zurückkehren möchten, dann buchen Sie das Rückfahrtticket vor Ort. Denn vielleicht können Sie das Schiff bereits um 8 Uhr morgens verlassen oder erst abends um 20 Uhr - oder erst am Folgetag.
Gesundheit
Auf Frachtschiffen müssen Sie immer wieder Treppen steigen. Sie müssen daher gut zu Fuss sein und sich auch bei Wellengang das Treppensteigen noch zutrauen. Auf Frachtschiffen befindet sich kein Arzt, die Offiziere sind jedoch in erster Hilfe ausgebildet. Deshalb bestehen auch Altersbeschränkungen (meistens zwischen 75 und 79 Jahren) und für Passagiere ab 65 wird immer ein ärztliches Attest verlangt, bei einigen Reedereien aber auch von jüngeren Passagieren.
Sprache
Englisch ist die Haupt-Verständigungssprache auf den Schiffen. Aus Sicherheitsgründen muss die Mannschaft davon ausgehen können, dass sie mit Ihnen im Notfall auf Englisch kommunizieren kann und Sie die entsprechenden Anweisungen auch verstehen.
Unterhaltung/Essen
Auf einem Frachtschiff hat man das, was im Alltag meistens fehlt: Freie Zeit! Zeit um auszuspannen, zu lesen, den Wolken zuzuschauen, in den Tag hinein zu dösen. Die Schiffsmannschaft ist nicht für die Unterhaltung der Passagiere zuständig und man muss sich selber beschäftigen können. Eventuell sind Sie einziger Passagier an Bord. Auf den meisten Schiffen ist auf See die Kommandobrücke für Passagiere zugänglich, ebenso die Messe und vom Kapitän definierte Decksflächen. Nur auf Einladung hin dürfen die Aufenthaltsräume der Seeleute besucht werden.
Je nach Kapitän, Wetter, Fahrtgebiet und Unterhaltsarbeiten an Deck können die freigegebenen Flächen variieren. Es gilt: Wenn der Kapitän „NEIN“ sagt, dann ist dies das Gesetz. Da spielt es keine Rolle, ob man als zahlender Passagier auf dem Schiff ist oder nicht. An Bord herrscht oft eine militärische Befehlsstruktur, die für Landratten zwar ungewohnt, auf hoher See aber für die Sicherheit des Schiffes unabdingbar ist. Die einzigen Fixzeiten an Bord eines Frachtschiffes sind die Essenszeiten (Frühstück, Mittagessen und Abendessen). Zu den Mahlzeiten sollte man entsprechend pünktlich erscheinen.
Eingesetzte Schiffstypen
Die Mehrheit aller angebotenen Frachtschiffe mit Passagierbeförderung sind heutzutage reine Containerschiffe, die von westeuropäischen Reedereien kontrolliert werden. Die Mitfahrt auf Tankern, Gas- und Chemieschiffen ist nicht gestattet.
Des weiteren gibt es einige Stückgutschiffe in Richtung Südafrika, die Passagiere akzeptieren, auf welchen Ladung transportiert wird, die nicht in einem Container transportiert werden kann. Da müssen Sie zeitlich meistens sehr flexibel sein, da die Buchung nur für einen bestimmten Monat entgegengenommen wird.
Kabinen
Die wenigen Frachtschiffe, die noch Passagiere befördern, bieten meistens nur eine bis zwei Kabinen für Passagiere an. Man ist deshalb oft der einzige Passagier an Bord.
Die allermeisten Kabinen sind Aussenkabinen mit Dusche/WC. Der Standard variiert je nach Schiff, sind aber heutzutage meistens ehemalige Mannschaftskabinen von 102 - 152 Grösse. Grundsätzlich sind die Kabinen wohnlich eingerichtet und sauber. Je nach Reederei und Alter des Schiffes variiert der Standard etwas. Lassen Sie sich nicht vom Namen der Kabine - respektive der "Kammer" wie es korrekterweise heissen sollte - täuschen. Nur weil die Reederei die Kabine/Kammer mit "Eigner" anschreibt, heisst das nicht, dass dies auch eine speziell komfortable Kabine ist.
Liegezeiten in den Häfen
Containerschiffe bleiben zwischen 6 bis 24 Stunden im Hafen. Da sich Containerterminals oft weit entfernt von den Stadtzentren befinden, ist in vielen Häfen kein Landgang möglich. In erster Linie muss bei einer Frachtschiffreise immer das „Erlebnis Schifffahrt“ im Vordergrund stehen und nicht das Entdecken des Reiseziels.
Sicherheit an Bord und in den Häfen
Sofern der Kapitän es nicht von sich aus bekannt gibt, so erkundigt man sich selber nach den Bordregeln auf „seinem“ Schiff: Wann darf man auf die Kommandobrücke, wann an den Bug, welche Flächen darf man nicht betreten, etc. Zudem ist jeder Hafen ganz verschieden. Auch als Passagier ist man dem Kapitän unterstellt und hat seinen Anweisungen strikte Folge zu leisten. Wenn der Kapitän einen Landgang als - aus welchen Gründen auch immer - als nicht opportung einstuft, gibt es keinen Landgang! Denn auch als zahlender Passagier, ist der Kapitän ihr Chef und Sie haben sich nach ihm zu richten und nicht umgekehrt.
Arbeit an Bord eines Frachtschiffes / Anheuern im Hafen
Aus versicherungstechnischen Gründen ist das „Rüberarbeiten“ in der heutigen Zeit nicht mehr möglich. Die Schiffe liegen heute nur noch kurz im Hafen (6-24 Stunden). Während dieser Zeit ist der Kapitän sehr beschäftigt und oft auch nicht an Bord anzutreffen. Zudem sind die Containerterminals heutzutage hermetisch abgeriegelt, so dass man gar nicht zu den Schiffen gelangt. Deshalb ist es aussichtslos, in den Häfen direkt auf eine Mitfahrtgelegenheit zu hoffen. Für jeden an Bord müssen zudem vor der Abfahrt auch Versicherungen abgeschlossen werden und Mannschaftslisten den Behörden gemeldet werden. Dies kann nicht innerhalb weniger Minuten geschehen.
Einreisebestimmungen / Gesundheitsvorschriften
Die Einreise mit einem Frachtschiff in ein Land verlangt oft andere Einreisebestimmungen als wenn man mit dem Flugzeug einreist. So ist oft auch für Europareisen ein Reisepass nötig anstelle der eigentlich auch gültigen Identitätskarte.
Deviationsversicherung und Hafengebühren
Die obligatorische Deviationsversicherung wird von der Reederei für jeden Passagier abgeschlossen. Diese deckt den wirtschaftlichen Schaden der Reederei, sollte das Schiff wegen einer akuten Erkrankung eines Passagiers eine Routenänderung vornehmen müssen. Diese Versicherung kostet je nach Schiff und Route normalerweise zwischen Fr. 65.— und Fr. 300.— pro Person und Reise. Sie wird in unserer Offerte separat ausgewiesen.
Tiere auf Frachtschiffen
Wir erhalten oft Anfragen, ob man Haustiere auf die Reise mitnehmen kann. Dies ist leider nicht möglich. Es ist egal, ob es die kuscheligste Deutsche Dogge, der harmloseste Chihuahua, der ruhigste Papagei oder die anschmiegsamste Königspython ist. Die Antwort der Reederei ist immer gleich: Nein.