Nach rund vierzig Jahren möchte unser Teamleiter Urs Steiner die USA erneut mit dem Zug durchqueren: Er bucht sich eine Fahrt an Bord des legendären «California Zephyr» und reist damit von Chicago nach Kalifornien.
Rund 4'000 Bahnkilometer trennen Chicago vom Pazifik. 52 Stunden benötigt der Zug für die Durchquerung von 7 Bundesstaaten, der Rocky Mountains und zum Halten an bis zu 35 Haltestellen. Es ist die zweitlängste Bahnreise, die man in den USA erleben kann. Und sicher eine der landschaftlich schönsten.
Rund eine halbe Stunde vor der geplanten Abfahrt des Zuges um 14 Uhr kommt die Aufforderung, dass sich alle Passagiere des AMTRAK-Zuges Nr. 5, dem California Zephyr, nun zum Ausgang begeben können. Wie wir schnell herausfinden, ist das Einsteigen in einen Schlafwagenzug genau durchorchestriert. Da wird nicht einfach auf das Perron gelaufen und eingestiegen, nein, da wird zuerst brav in Einerkolonne vor dem Ausgang der Lounge eingestanden und gewartet, bis der Befehl zum Aufbruch in Richtung Gleishalle kommt.
Einsteigen
Begleitet von freundlichen aber bestimmt auftretenden Mitarbeiter*innen von AMTRAK setzt sich die Kolonne schliesslich in Bewegung und macht sich auf verschlungenen Pfaden weg von der «Great Hall» in Richtung Gleishalle. In der unterirdischen Gleishalle mit dem Charme einer Tiefgarage steht unser Zug. Eindrücklich, die Dimension der Doppelstockwagen. Laut ists, wenn man an der gewaltigen Diesellokomotive vorbeiläuft, die gerade auf dem Nachbargleis eingefahren ist.
Unsere Einerkolonne ist auf dem schmalen Perron zum Stillstand gekommen. An der Spitze werden nun die ersten Fahrkarten kontrolliert und die Gäste einer nach dem anderen zum entsprechenden Schlafwagen gewiesen. Auch wir werden von der Schlafwagenschaffnerin begrüsst und kurz und knackig informiert, was zu tun ist: Einsteigen, rechts die Treppe hoch, sich ins Schlafwagenabteil begeben und sie komme dann nach der Abfahrt vorbei mit mehr Informationen. «Ok, danke Ma'am, yes Ma'am.»
Bereit für die Reise
Nachdem wir uns mit unseren Tagesrucksäcken an weiteren Gästen, die , sehr zum Ärger der Schaffnerin, umständlich ihren Koffer in die Gepäckablage zu verstauen versuchen, ins obere Stockwerk hochgearbeitet haben, beziehen wir unser kleines Reich für die nächsten zwei Tage. Wir sind bereit für die Reise.
2. Tag: Omaha/Nebraska – Salt Lake City/Utah
Der absolute Höhepunkt, wieso man unbedingt mit dem «California Zephyr» reisen sollte: Frühmorgens erwacht man im Bahnhof von Denver, wo der Zug eine knappe Stunde Aufenthalt hat. Wir waren auf jeden Fall wieder im Fahrplan und um 8 Uhr morgens ging es los in Richtung Rocky Mountains.
Der höchste Punkt der Reise
Kurz nach der Abfahrt beginnt der Zug in langen Schleifen und durch mehr als vierzig Tunnel seinen Weg über und durch die Berge. Kurz vor dem ersten Halt um 10 Uhr morgens durchquert der Zug den im Jahr 1928 eröffneten Moffat Tunnel. Mit 2'816 Metern über Meer, rund 450 Meter höher als der Niesen in der Schweiz, ist es der höchste Punkt der Reise. Immer wieder eröffnen sich wunderbare Ausblicke auf die endlos scheinenden Hügel und Wälder, während sich der Zug entlang von Bergflanken schlängelt.
Kaum geschafft, folgen in den nächsten Stunden landschaftliche Höhepunkte: Der Zug schlängelt sich zuerst entlang des Fraser Rivers, um dann nach dem Halt in Granbgy dem Canyon mit dem Colorado River zu folgen. Das sind die Stunden, in denen der Aussichtswagen bis auf den letzten Platz gefüllt ist und der bereits genannte «Schichtwechsel» zum Einsatz kommt. Aber selbst vom Sitzplatz- oder vom Schlafwagenabteil aus kann man in aller Ruhe die Schönheit dieser Landschaft geniessen.
In der Nähe der spektakulärsten Nationalparks der USA
Aber der Tag ist noch nicht vorbei. Nach der Haltestelle Grand Junction ändert sich die Landschaft und man durchfährt bis zum Einbruch der Dunkelheit zwar karges, flaches Land, in der Distanz aber, thronen die eindrücklichen roten Felsformationen vom Arches National Park. Da wird einem bewusst, dass man nicht weit von den spektakulärsten Nationalparks der USA, wie dem Grand Canyon oder Bryce Canyon, entfernt ist.
Nach diesen unzähligen Eindrücken geniesse ich zum Abendessen das «Flat Iron Steak» mit einem Glas Wein doppelt. Um 11 Uhr abends erreichen wir pünktlich Salt Lake City, wo wir uns auf dem Perron noch etwas die Füsse vertreten können. Anschliessend geht es zurück ins Abteil für eine weitere Nacht im Zug, der weiter durch die Rockies fährt ...
3. Tag: Salt Lake City/Utah – Emeryville/Kalifornien
Nach einer wesentlich ruhigeren Nacht, der Zug fuhr wegen der kurvenreichen Strecke wesentlich langsamer, finden wir uns im Tahoe National Forest wieder. Den Vormittag verbringe ich lesend im Lounge Car, während sich der Zug langsam durch die waldreichen Berge schlängelt – auf seiner letzten Etappe in Richtung Pazifik.
Nach dem Mittagessen nähern wir uns wieder dichter besiedeltem Gebiet. Ein Halt in Sacramento, der Hauptstadt des Staates Kalifornien, erreichen wir kurz nach dem Mittagessen. Von da aus ist es nur noch ein – für amerikanische Verhältnisse – Katzensprung bis nach Emeryville, einem Vorort von Oakland, Wir kommen, eher untypisch, vierzig Minuten zu früh an. Ankunftsverspätungen von mehreren Stunden können durchaus passieren, denn auf dem Weg von Chicago nach Kalifornien haben, wie erwähnt, die Güterzüge Vorfahrt. Zudem können kurzfristige Baustellen den Zug zusätzlich ausbremsen.
Willkommen in San Francisco
San Francisco hat keinen Bahnanschluss ans AMTRAK-Netz, so dass diese epische Reiseroute recht unspektakulär in der Nähe der «San Francisco Oakland Bay Bridge» endet. Ein kleines aber modernes, in den 1990er-Jahren erbautes Bahnhofgebäude heisst die ankommenden Reisenden willkommen.
Man kann vom Bahnhof Emeryville einen Bustransfer zum zentralen Busterminal in San Francisco buchen. Wir haben uns jedoch entschlossen, vor Ort ein Uber-Taxi zu bestellen, das uns direkt zu unserem Hotel fährt. Das moderne Busterminal in San Francisco liegt im südlichen Teil der Stadt, während die meisten Tourist*innen in Hotels im nördlichen Teil wohnen.
Gerne organisieren wir Ihre Reise mit dem «California Zephyr». Zwei Reisevorschläge gibts hier: